Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte
Schwerpunktthema: Davidstern und Eisernes Kreuz – Juden im Ersten Weltkrieg
Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts
Jim G. Tobias / Nicola Schlichting (Hg.)
181 Seiten, 9 Abb. schw.-w.,
22 x 14 cm, Pb., 2014
ISBN 978-3-938286-46-3
14,00 EUR [D]
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Auszüge aus dem Buch
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde eine Maschinerie in Gang gesetzt, die fundamentale, soziale und kulturelle Veränderungen mit sich brachte. Damit einher gingen Tod und Zerstörung von bis dahin unvorstellbarem Ausmaß und erschütterten den Kontinent, bis das alte Europa zusammenbrach. Der Ruf zu den Waffen versetzte die Menschen anfänglich in einen unbegreiflichen nationalistischen Rausch, auch die deutschen Juden, gleich welcher politischen Couleur: vom glühenden Zionisten, über die Liberalen bis hin zum deutschnationalen Bürger. Nahezu alle jüdischen Organisationen forderten ihre männlichen Mitglieder auf, sich freiwillig für den Dienst am Vaterland zu melden, da Deutschland ihrer Ansicht nach die Rolle des Opfers innehatte. „Wie England der politische Urheber dieses Krieges ist, so steht es auch geistig an der Spitze des Vernichtungskampfes gegen den deutschen Geist“, schrieb etwa Nachum Goldmann in einem prodeutschen Pamphlet, für das er eine Anstellung in der Propagandaabteilung des Auswärtigen Amtes erhielt. Viele Juden sahen im Kriegsdienst aber auch eine Chance, sich offensiv zur deutschen Nation zu bekennen und sich damit als assimilierte und integrierte Bevölkerungsgruppe zu beweisen. „Sehen Sie, nun ist der Makel Ihrer Herkunft wettgemacht“, wurde etwa dem verwundeten deutsch-jüdischen Literaten Ernst Toller bei der Übergabe des Eisernen Kreuzes wohlwollend mit auf den Weg gegeben. Zum 100. Jahrestag des Ausbruchs der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ beleuchten Historiker aus Deutschland, Israel und Österreich Erfahrungen und Aktivitäten von Juden in diesem ersten industriell geführten Massenkrieg.
Das siebte Jahrbuch enthält folgende Beiträge:
- Der Bamberger eiserne Ritter
Wie fränkische Juden die Kriegskasse füllten
Von Timo Saalmann - “… nichts als hingebungsvolle Liebe zum so schwerbedrohten Deutschtume”
Das erste Kriegsjahr im Spiegel jüdischer Zeitungen
Von Jim G. Tobias/Nicola Schlichting - Mit farisne Kep un durchschosne Majler – wi lejmene Golems
Erfahrungen jiddischer Schriftsteller im Ersten Weltkrieg
Von Andrea und Aviv Livnat - Patriotismus, Frauensolidarität und jüdische Identität
Der Jüdische Frauenbund im Ersten Weltkrieg
Von Martina Steer - “Unsere jüdischen Herzen jauchzten ob der deutschen Siege”
Die Landjuden in Bayerisch Schwaben und der Erste Weltkrieg
Von Alois Epple - “Wir wollen sein ein einig Volk von Schwestern”
Jüdische Krankenpflege und der Erste Weltkrieg
Von Birgit Seemann - Westfront 1916: Aus dem Tagebuch des jüdischen Bataillonarztes Joseph Lachmann (1882-1961)
Von Ruth Jacob - „… da es sich bei der Erklärung um einen antideutschen Versuch handelt.“
Die Balfour-Deklaration im Spiegel der Jüdischen Rundschau und der Allgemeinen Zeitung des Judentums
Von Monika Brockhaus - Vom “Judenbad” zum “judenfreien” Staatsbad.
Jüdische Kurtradition und Bäderantisemitismus in Bad Reichenhall
Von Johannes Lang - “Das Schulwesen und die Erziehungseinrichtungen sind veraltet”
Siegfried Bernfeld: Zionist und psychoanalytischer Pädagoge
Von Roland Kaufhold - Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Von Barbara Becker-Jákli/Werner Jung
Pressestimmen (Auszüge)
Anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges hat das außergewöhnlich kontinuierlich und erfolgreich arbeitende Nürnberger Institut sein neues Jahrbuch diesem Thema gewidmet – und hierbei durchgängig kompetente, gut schreibende Fachautoren gewonnen.
Ein interessanter Band, der historische Anregungen gibt, die bis in die Gegenwart reichen.
Uri Degania / Jüdische Zeitung / Sept./Okt. 2014
Das Nürnberger Institut präsentiert einen außergewöhnlichen Beitrag zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. In einem breit gefächerten Spektrum belegen die von ausgewiesenen Fachautorinnen und -autoren erstellten Beiträge diese Haltung und Erwartung.
Eckart Dietzfelbinger / Nürnberger Zeitung / 14.08.2014
Mit dem nurinst-Jahrbuch 2014 zum Ersten Weltkrieg liegt eine sehr gut lesbare, inhaltlich ausgewogene Publikation vor, die das breite Wirken der deutschen Juden in der Kriegszeit in diverse Facetten aufgliedert und immer wieder das komplexe Identitätsproblem berührt.
Und so sei dieses gelungene Jahrbuch dringend zur Lektüre empfohlen!
Nicole Grom / HaGalil / 11.08.2014 weiter zum Artikel
Ein neues Buch … dokumentiert, welche falschen Hoffnungen viele mit dem Krieg verbanden.
Alexander Pfaehler / Fürther Nachrichten / 18.07.2014 weiter zum Artikel