Die Verbrechen der Polizeikompanie Nürnberg
Hefte zur Regionalgeschichte – Heft 1
Jim G. Tobias
53 Seiten, 1 Abb. schw.-w.,
22 x 14 cm, Broschüre, 2005
ISBN 978-3-938286-01-2
5,80 EUR [D]
dieses Buch bei uns oder auf unserem Amazon-Marketplace kaufen
Auszüge aus dem Buch
In Zusammenarbeit mit dem Polizeibataillon 310 (III./Pol. 15) und SD-Einheiten räumte am 15. Oktober 1942 die Polizeikompanie Nürnberg gewaltsam das jüdische Ghetto in der weißrussischen Stadt Brest-Litowsk. Bis zu 15.000 Männer, Frauen und Kinder wurden aus den Häusern geholt, zum Bahnhof getrieben, in bereitstehende Viehwaggons gepfercht und zu einer Massenexekutionsstätte transportiert. Einige, zumeist Frauen mit ihren Kindern, Alte und Kranke, wurden noch in der Stadt per Genickschuss getötet.
Die Polizeikompanie Nürnberg wurde im Sommer 1941 aus etwa 130 Polizeibeamten und Reservisten aus der Region Nürnberg zusammengestellt und im Herbst nach Brest-Litowsk verlegt. Sie unterstand dem SS- und Polizeiführer für Wolhynien und fand Verwendung bei der Objektbewachung sowie bei der sogenannten Partisanenbekämpfung. Am 22. September 1942 erhielt die Polizeikompanie Nürnberg den Befehl, die ukrainische “bandenverseuchte Ortschaft” Kortelisy zu zerstören. Am Abend des 23. September waren 2.875 Tote zu beklagen, darunter 1.620 Kinder.
Die in Kortelisy und Brest-Litowsk begangenen Kriegsverbrechen waren von 1960 bis 1972 Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Untersuchungen. Die Strafverfolgungsbehörden gingen davon aus, dass Mitglieder der Polizeikompanie Nürnberg an “rechtswidrigen Tötungen” teilgenommen haben, ihnen jedoch keine individuelle Beteiligung an den Straftaten nachgewiesen werden könne. Die Polizeikompanie kommt für weitere Massaker – vornehmlich an der jüdischen Bevölkerung im “Generalkommissariat Ukraine” – in Frage.
Einige der Beschuldigten standen zum Zeitpunkt der Ermittlungen im aktiven Polizeidienst, “ganz normale Männer“, die nach 1945 wieder als deutsche Schupos für Ordnung und Sicherheit sorgten.
Das Heft wurde im Auftrag des Nürnberger Instituts für NS-Forschung erstellt.
Die Drucklegung wurde mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Erinnerung, Lindau sowie des Bezirks Mittelfranken ermöglicht.
Pressestimmen (Auszüge)
Jim G. Tobias konstatiert in seiner Veröffentlichung “ein System von Kameradschaft, Falschaussagen oder Gedächtnisverlust“.
fa / Altmühl-Bote – Wochenanzeiger / 14.04.2005
Sie legt das mörderische Vorgehen der “ganz normalen Männer” dar, aber auch die Unfähigkeit des deutschen Justiz- und Polizeiapparates in den Nachkriegsjahrzehnten, die Täter zur Verantwortung ziehen.
thg / Sonntagsblatt – Evangelische Wochenzeitung für Bayern / 15.05.2005
Der Nürnberger Autor Jim G. Tobias, der bereits 2003 für seinen TV-Film “Der Schwarze Mittwoch” über das Massaker in Kortelisy mit dem lokalen Rundfunkpreis ausgezeichnet wurde, hat seine Interviews mit Augenzeugen und weitere Recherchen im Band … zusammengefasst.
Hans Peter Reitzner / Nürnberger Nachrichten / 25.05.2005